Pflegearbeit in Privathaushalten. Eine Frage der Anerkennung. Sozialethische Analysen

Bearbeitung: Jonas Hagedorn

Leitung: Bernhard Emunds

Gefördert durch: Deutsche Forschungsgemeinschaft

Laufzeit: 2016 - 2019

Das Nell-Breuning Institut und das Institut für Christliche Sozialwissenschaften (ICS) in Münster (Prof.in Dr. Marianne Heimbach-Steins) haben 2016 die Arbeit zum Untersuchungsgegenstand "Pflegearbeit in Privathaushalten" aufgenommen.

Abgesehen von den Mitarbeitern der Pflegeheime wird Pflegearbeit in Deutschland vor allem im häuslichen Kontext von drei Personengruppen geleistet: von den Angehörigen, den Angestellten der ambulanten Pflegedienste und den sog. Live-In-Pflegekräften. Das DFG-Forschungsprojekt nimmt diese drei Gruppen in den Blick und untersucht die Bedingungen, unter denen sie Pflegearbeit leisten. Dabei werden Experten-Interviews ausgewertet und die Pflegeregime in Deutschland, Frankreich, Österreich und den Niederlanden vergleichend analysiert.

Die Situation der überwiegend weiblichen Pflegenden ist – bei erheblichen Unterschieden zwischen den drei Gruppen – von einem Mangel an Selbstbestimmung und sozialer Anerkennung sowie von multikomplexen Abhängigkeiten und intersubjektiven Asymmetrien geprägt. Auf der Grundlage der anerkennungstheoretischen Arbeiten von Axel Honneth sollen Kriterien für "gute" und "faire" Pflegearbeit in Privathaushalten entwickelt werden, die sowohl auf die intersubjektive Dimension (in der Beziehung zwischen Pflegenden und Pflegebedürftigen, zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern etc.) als auch auf die politisch-strukturellen Bedingungen fokussieren.

Ziel ist es, eine empirisch rückgebundene, sozialethisch tragfähige Strategie zu entwerfen, die sich in pflegepolitischen Empfehlungen konkretisiert und die einen Beitrag dazu leistet, das Anerkennungsdefizit für Pflegearbeiterinnen zu überwinden. Mit dem Forschungsprojekt widmet sich das NBI einer gesellschaftlichen Frage, die sich aufgrund des demographischen Wandels immer drängender stellt.

Weitere Informationen in der Forschungsdatenbank des DFG.

Weitere Informationen zur Projektgestaltung am ICS.

Im Rahmen des Projekts sind bisher folgende Veröffentlichungen entstanden:

Hagedorn, Jonas; Neher, Lisa (2017): Familie und Alter - Lebensformen zwischen Deinstitutionalisierung und pflegepolitischer Reinstitutionalisierung. (Ethik und Gesellschaft 1/2017: Sozialethik der Lebensformen). Hier abrufbar. 

Hagedorn, Jonas; Habel, Simone (2018): Axel Honneths Anerkennungstheorie revisited. Pflege(erwerbs)arbeit und deren Anerkennung aus sozialethischer Perspektive. Frankfurt a.M.: Nell-Breuning-Institut (Frankfurter Arbeitspapiere zur gesellschaftsethischen und sozialwissenschaftlichen Forschung, Nr. 69). Hier abrufbar.

Emunds, Bernhard; Hagedorn, Jonas (2018): Arbeit am Menschen. In: Eulenfisch. Limburger Magazin für Religion und Bildung (Nr. 20 / Arbeit und Kapital), S. 38–42.

Emunds, Bernhard (2018): Beendet die Ausbeutung in der sogenannten 24-Stunden-Pflege! Ethische Bemerkungen zu Arbeitsverhältnissen in deutschen Pflegehaushalten. In: Kirche und Gesellschaft (Köln: J. P. Bachem Medien) (Nr. 454).

Hagedorn, Jonas (2019): Anerkennungsdefizite und Machtasymmetrien in der häuslichen Pflegearbeit. Eine sozialethische Reflexion. In: Julia Schröder (Hg.): Gewalt in Pflege, Betreuung und Erziehung. Verschränkungen, Zusammenhänge, Ambivalenzen. Weinheim/Basel: Beltz Juventa, S. 108–129.

Emunds, Bernhard (2019): Überforderte Angehörige – ausgebeutete Live-Ins – Burnout-gefährdete Pflegekräfte. Sozialethische Bemerkungen zur verweigerten sozialen Wertschätzung Pflegender in Deutschland. In: Michael Fuchs, Dorothea Greiling und Michael Rosenberger (Hg.): Gut versorgt? Ökonomie und Ethik im Gesundheits- und Pflegebereich. Baden-Baden: Nomos (Bioethik in Wissenschaft und Gesellschaft, 6), S. 147–167.

Hagedorn, Jonas (2019): Prekäre Verdienstleistung der häuslichen Pflege aus sozialethischer Sicht. In: Lothar Knopp (Hg.): Osteuropäische Pflegehilfen kontra Deutsche Gesundheitspolitik. Nidda: hpsmedia (Pflegewissenschaft), S. 134–150.

Emunds, Bernhard; Hagedorn, Jonas; Leiber, Simone; Rossow, Verena (2019): Hintergrundpapier zum Fachworkshop: Gestaltungsoptionen der sogenannten „24-Stunden-Pflege“. Darmstadt, 4. Juni 2019, online abrufbar unter: https://www.schader-stiftung.de/fileadmin/content/Hintergrundpapier_Die_sogenannte_24-Stunden-Pflege.pdf

Hagedorn, Jonas (2019): Formelle und informelle Sorgearbeit. In: Irmi Seidl und Angelika Zahrnt (Hg.): Tätigsein in der Postwachstumsgesellschaft. Marburg: Metropolis-Verlag, S. 141–159.

Emunds, Bernhard (2019): Gerechtigkeitsprobleme der häuslichen Pflegearbeit – und was die Politik zu deren Überwindung beitragen sollte. In: Stimme der Familie 66 (H. 5), S. 10–14.

Hagedorn, Jonas (2020): Altenpflege im Spannungsfeld von formeller und informeller Arbeit – sozialethische Anmerkungen zur gesellschaftlichen Organisation der Pflegearbeit. In: Barbara Städtler-Mach und Helene Ignatzi (Hg.): Grauer Markt Pflege. 24-Stunden-Unterstützung durch osteuropäische Betreuungskräfte. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 129–155.