Das Frühjahr 2020 ist so außergewöhnlich, dass uns dieses Mal die Erinnerung an das, was (uns) im letzten Jahr politisch besonders bewegt hat, schwerer fällt. Versuchen wir es trotzdem!

Vier zentrale gesellschaftspolitische Entwicklungen fallen uns im Rückblick ein: der gestiegene zivilgesellschaftliche Druck, durch eine ökologische Transformation der Gesellschaft den Klimawandel zu bremsen, ein weiteres Erstarken der Rechtspopulist*innen, die Intensivierung der Anstrengungen, den Pflegenotstand zu überwinden, sowie eine Zuspitzung des Mangels an bezahlbarem Wohnraum in den urbanen Ballungsräumen.

Diese Trends spiegeln sich auf die ein oder andere Art und Weise wider in den „Themen eines Jahres“, also den Texten aus unserer sozialethischen Werkstatt, in den Diskussionen unserer Tagungen sowie in den Gegenständen jener Forschungsprojekte, an denen wir 2019 die Arbeit aufgenommen haben. Mit den ersten beiden Entwicklungen war eine Politisierung der bundesdeutschen Gesellschaft einhergegangen, die noch vor ein paar Jahren undenkbar schien. Zudem hat sich sowohl umwelt- als auch pflegepolitisch im letzten Jahr einiges getan, auch wenn der Weg zu adäquaten politischen Antworten noch weit ist. In anderen Politikfeldern und bei der Bekämpfung des Rechtspopulismus schien es dagegen keine Fortschritte zu geben.

Abgesehen vom Pflegenotstand lässt die aktuelle virale Krise manche gesellschaftspolitische Herausforderung und manchen Streit, wie sie zu bearbeiten ist, in den Hintergrund treten. Wenn das öffentliche Leben, Wirtschaft und Politik in einigen Monaten aus dem Gefrierzustand wieder auftauen werden, dürfte bald deutlich werden, dass diese Problemlagen mitnichten gelöst sind.

Anregende Einblicke in die Inhalte unserer Arbeit im Jahr 2019
wünscht Ihnen das Team des Nell-Breuning-Instituts