Equal Care Manifest veröffentlicht

Geschrieben am 20.05.2020
in: Positionen

Die Geringschätzung der Sorgearbeit und deren gesellschaftliche Zuweisung zuerst zu den Frauen gehören zu den zentralen strukturellen Ungerechtigkeiten der Gegenwart. Unentgeltlich erbrachte Sorgearbeit hat keinen Stellenwert in der Gesellschaft. Gerade in der Corona-Krise wird deutlich, dass sie als etwas eingeschätzt wird, was man – und vor allem frau – nebenbei machen kann. Auf Erwerbsarbeit und berufliche Karriere fixierte Gesellschaften übersehen die fürsorgliche Basis, auf der alles alltägliche Tun – auch im Beruf – aufbaut, und vernachlässigen die Rahmenbedingungen und die notwendigen Unterstützungsleistungen, die eine dauerhafte Übernahme von Sorgeverpflichtungen ohne Überlastung überhaupt erst ermöglichen würden. Die zumeist weiblich konnotierte Care-Erwerbstätigkeit in den personenbezogenen und haushaltsnahen Dienstleistungen ist häufig schlecht bezahlt, nicht selten prekär und findet im Kontext privater Haushalte in Schwarzarbeit, im Fall der sog. 24-Stunden-Pflege sogar unter ausbeuterischen Bedingungen statt. Die Industriefixierung des Landes offenbart sich auch in der viralen Krise: Standing Ovations des Bundestags für die Pflege, zig-milliardenschwere Nachfrageförderung für die Autoindustrie!  

So ist die Corona-Krise der rechte Zeitpunkt für das Equal Care-Manifest. Die Idee und die Grundlinien des Manifestes entstanden bei einem Kongress am Equal Care Day dieses Jahres, also am 29. Februar 2020. Das NBI und sein Leiter gehören zu den Erstunterzeichner*innen.