Liebe Leser:innen,
derzeit scheint es so, als ob wir wieder in eine leichte Entspannungsphase
der Corona-Pandemie eintreten werden: Die Infektionszahlen gehen leicht
zurück, aber vor allem zieht die Zahl der Schutzimpfungen stetig an. Neben
Fragen der akuten Pandemiebekämpfung werden daher nun – zu Recht – wieder
Verlange nach erhöhter individueller
Freiheit laut. Aber auch gemeinschaftlich
relevante Auseinandersetzungen müssen jetzt wieder stärker in den
Vordergrund rücken: Wer wird die Lasten der entstanden sozialen und wirtschaftlichen
Folgen tragen? Wie kann ein gesellschaftlicher Ausgleich aussehen? Und wie
wollen wir unsere Gesellschaft in Zukunft solidarisch und gerecht
einrichten?
Im Zuge dieser Fragen richtet sich der gesellschaftliche Blick einerseits
auf diejenigen, die von der Krise und den Präventionsmaßnahmen finanziell
wenig getroffen wurden oder sogar von ihnen profitiert haben. Sie
treffen besondere gesellschaftliche Solidaritätspflichten. Die oftmals
krisenbedingten Vermögenszuwächse mancher Akteure auf Immobilien- sowie
Finanzmärkten geben jedenfalls Anlass dazu, diese Bereiche besonders in
einen kritischen kollektiven Fokus zu rücken. Auf der Seite der
solidarischen Zukunftsausrichtung wiederum müssen endlich Fragen der finanziellen
Aufwertung der gesellschaftlich notwendigen Dienstleistungsarbeit wie
Sorgearbeit, Einzelhandel, Sicherheitspersonal oder ÖPNV ernsthaft und
zielführend gestellt werden. Neben diesen und weiteren Berufsgruppen, die
nicht ins Homeoffice wechseln können, ist der Blick auch auf diejenigen zu
richten, die im Homeoffice durch zusätzliche Pflege- und Betreuungsaufgaben
doppelt gefordert sind.
An diesen intensiver werdenden Debatten zeigt sich jedenfalls, dass wir
sozialpolitisch nun viel lernen und viel zum Positiven bewegen, aber eben
auch viel verlieren können.
Die Fragen nach einer zukunftsfähigen Sorgearbeit und nach der Verteilung von
Immobilienvermögen stehen auch im Fokus der drei Projekte des
Nell-Breuning-Instituts der letzten Monate: Kürzlich ist im Rahmen der
beiden Projekte zur Sorgearbeit das Jahrbuch 6 der Reihe Wirtschaft der
Gesellschaft unter dem Titel "Freiheit
– Gleichheit – Selbstausbeutung. Zur Zukunft der Sorgearbeit in der
Dienstleistungsgesellschaft" erschienen. Teil des
Wohnraumprojektes war die vom NBI mitausgerichtete interdisziplinäre
Online-Fachtagung "Die
Wohnungsfrage – eine Gerechtigkeitsfrage".
Genauere Informationen zu diesen und weiteren Aktivitäten des
Nell-Breuning-Instituts, Terminen, Stellungnahmen und Publikationen
erhalten Sie in diesem Newsletter.
Eine angenehme Lektüre wünscht Ihnen
Simon Reiners