Arbeit in der Weltwirtschaft

Bearbeitung: Markus Demele

Leitung: Bernhard Emunds

Laufzeit: 2006 - 2007


Am 1. November 2006 haben Markus Demele und Bernhard Emunds mit dem auf ein Jahr angelegten Forschungsprojekt begonnen, bei dem es darum geht, die von der Deutschen Bischofskonferenz eingesetzten Sachverständigengruppe "Weltwirtschaft und Sozialethik" dabei zu unterstützen, eine Studie zu den aktuellen Entwicklungen der Erwerbsarbeit in den Entwicklungs-, Transformations- und Industrieländern zu schreiben. Nicht nur in Deutschland, sondern auch global nimmt die Zahl der Menschen, die offiziell als Arbeitslose gezählt werden, in den letzten Jahren zu. In den informellen Wirtschaften der Entwicklungs- und Transformationsländer erzielen viele ein Einkommen, das gerade noch zur Überlebenssicherung ausreicht. Oftmals gilt dies auch für Beschäftigte in der formellen Wirtschaft dieser Länder. Weltwirtschaftlich zeichnet sich eine neue Form der internationalen Arbeitsteilung ab, die gekennzeichnet ist durch Ausländische Direktinvestitionen vor allem der Unternehmen aus den Industrieländern in den Entwicklungs- und Transformationsländern sowie durch enge Kooperationsbeziehungen, bei denen diese Firmen dauerhaft eigenständige Unternehmen in den Ländern des Südens und des Ostens als Zulieferer oder Dienstleister nutzen. In einer ethischen Reflexion sind die befürchteten Nachteile des Nordens gegen die wahrscheinlich positiven Beschäftigungseffekte in den Ländern des Südens und des Ostens abzuwägen. Eine differenzierte Sicht auf diese globale arbeitspolitische Herausforderung ist nötig: Wirken sich alle neu geschaffenen Arbeitsplätze positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung der Entwicklungsländer aus? Ist wirklich jeder Beschäftigungszuwachs in der formellen Wirtschaft positiv zu werten, etwa auch dann, wenn die neu eingestellten Mitarbeiter unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten müssen (Frage nach "decent work")? Was bedeuten die Veränderungen in der formellen Wirtschaft für die in der informellen Wirtschaft Beschäftigten? Für die Industrieländer stellt sich die Frage, ob der aktuelle Arbeitsplatzverlust aufgrund von Produktions- und Dienstleistungsverlagerungen in Länder mit geringeren Stundenlöhnen nicht als negativer Teilaspekt eines umfassenderen Strukturwandels zu begreifen ist, der durch die Weltwirtschaft beschleunigt wird und in dessen Verlauf auch neue Beschäftigung in anderen Branchen und Arbeitsmarktsegmenten entsteht. Eine ethische Reflexion muss die Fragen klären, in welchem Maße Arbeit in den verschiedenen Ländergruppen als "der entscheidende Dreh- und Angelpunkt der gesamten sozialen Frage" (Laborem Exercens 3.2) anzusehen ist und welche Leitvorstellungen für die Wirtschaftspolitik daraus folgen. Wenn globale "Win-Win-Konstellationen" nicht möglich sind, dürfte der Zuwachs nicht-ausbeuterischer Arbeitsplätze in den Entwicklungsländern Vorrang vor möglichen positiven Beschäftigungseffekten in den Ländern des Nordens haben.

Veröffentlichung