Jahresbericht 2012

Das Problem, dass einige Regierungen, aber auch viele private Akteure im Euroraum hoch verschuldet sind, kann kurzfristig offenbar nur gemanagt werden, wenn unorthodoxe geldpolitische Maßnahmen ergriffen werden. Dauerhaft zukunftsfähig kann Europa aber nur werden, wenn es zu einer engen fiskalpolitischen Kooperation einschließlich Transferunion findet und dabei das eigene Wirtschaften grundlegend ökologisch und sozial erneuert: von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien, von einer endlosen Steigerung des individuellen, Status symbolisierenden Konsums zum Ausbau der öffentlichen Dienstleistungen, von der Subvention eines Niedriglohnsektors zu auskömmlichen Löhnen und zu einer armutsfesten sozialen Sicherung… Die europäische Krise ist nicht nur eine Krise des Euro, sondern auch eine Krise grundlegender ökonomischer Strukturen. Bemühungen, die Entwicklung dieser Strukturen in sozial- und umweltverträgliche Bahnen zu lenken, müssen Teil des europäischen Projektes werden – oder das europäische Projekt scheitert, weil es sich als gegenüber den vitalen Interessen der meisten europäischen Bürger*innen rücksichtslos erweist. Die europäische Krise und die Herausforderungen einer ökologischen und sozialen Umsteuerung Deutschlands und Europas standen auch 2012 im Mittelpunkt unserer sozialwissenschaftlichen Analysen und gesellschaftsethischen Reflexionen. Dass damit ein breites Spektrum an Themen angeschnitten ist, zeigen die Leseproben aus den Arbeitsbereichen der Mitarbeiter*innen, die wir als „Themen eines Jahres – 2012“ zusammengestellt haben. Diese kleinen „Werkstücke“ aus der Institutsarbeit werden dieses Mal nicht nur durch Hinweise auf unsere Veröffentlichungen, Veranstaltungen und Kooperationen ergänzt, sondern auch durch einen Überblick über die 2012 am NBI abgeschlossenen Studien und Projekte. Für weitere Informationen zu unserer Arbeit im vergangenen Jahr können Sie den ergänzenden Rechenschaftsbericht konsultieren, den wir wieder auf der Homepage des Instituts eingestellt haben. Wir wünschen Ihnen (und uns), dass die Lektüre des vorliegenden Jahresberichts ein wenig Freude bereitet und Neugierde an unserer Arbeit weckt oder verstärkt, das Team des Nell-Breuning-Instituts.