Buch „Kirchliches Vermögen unter christlichem Anspruch“ und Arbeitspapier 71 zu ethischen Fragen des kirchlichen Besitzes von Gewerbeimmobilien erschienen.

Geschrieben am 13.07.2020
in: Publikationen

Seit Ende 2014 kooperieren die Professur für Moraltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Prof. Dr. Stephan Goertz) und das Nell-Breuning-Institut in der Forschung über ethische Fragen kirchlichen Vermögensbesitzes. Die gemeinsame Arbeit hat nun mit zwei Publikationen ihren Abschluss gefunden.

Im Herder-Verlag ist in der Reihe „Katholizismus im Umbruch“ das Buch „Kirchliches Vermögen unter christlichem Anspruch“ erschienen. Das Buch hat zwei thematische Schwerpunkte. Zum einen fragen wir danach, wie die Kirche ihr Vermögen in Finanztitel und Immobilien investieren sollte. Aus einer theologisch-ethischen Perspektive untersuchen wir hier die ethischen Ansprüche, welche die katholische Kirche selber an ihre Vermögensverwaltung stellt und ergänzen die traditionell kirchliche Lehre von der Mitwirkung am Bösen (Verstrickung vermeiden!) durch eine Theorie kirchlicher Mitverantwortung für eine Verbesserung sozialer und ökologischer Verhältnisse (sich für Wandel einsetzen!). Zum anderen geht es uns um die Organisationsstrukturen der kirchlichen Vermögensverwaltung. Hier konfrontieren wir einige Besonderheiten kirchlicher, vor allem diözesaner Vermögensverwaltung mit den in modernen Gesellschaften üblichen Standards (u.a. Transparenz, unabhängige Kontrolle, Rechenschaftspflicht vor einem Forum, das über die Entlastung der Verantwortlichen entscheidet). Das von Stephan Goertz und Bernhard Emunds gemeinsam mit Prisca Patenge und Julian Degan erarbeitete Buch begleitet sowohl die kirchlichen Suchbewegungen in puncto ethisch-nachhaltiges Investment als auch den Synodalen Weg, welcher den der deutschen Katholischen Kirche auch mit Blick auf die künftige Finanzverfassung der Diözesen einen Impuls geben sollte.

Kurz vor dem Buch erschien von den gleichen AutorInnen das Arbeitspapier „Ethische Fragen kirchlicher Gewerbeimmobilien. Lehramtliche Orientierungen und konkrete Beispiele“ (Frankfurter Arbeitspapier zur gesellschaftsethischen und sozialwissenschaftlichen Forschung 71).  Hier geht es um die Reflexion ethischer Herausforderungen, die sich stellen, wenn kirchliche Akteure Gewerbeimmobilien in hervorragenden Lagen deutscher Innenstädte erwerben und dann dort Räumlichkeiten an Einzelhandelsunternehmen, Arztpraxen oder Apotheken vermieten. Dabei ist hier vor allem an zwei Wege des Investments gedacht: daran, dass eine kirchliche Institution oder Einrichtung (z.B. eine Diözese) selbst Eigentümerin der Gewerbeimmobilien wird, aber auch daran, dass sie ihre Anlagegelder einem Finanzdienstleister überlässt, der aufgrund seiner Gesellschafterstruktur als kirchlicher Akteur zu identifizieren ist und der diese dann in Gewerbeimmobilien investiert. Das Arbeitspapier beginnt mit Bestandsaufnahmen lehramtlicher Aussagen zu wirtschaftsethischen Fragen sowie zu den Themen Schutz des Lebens und Sexualität. Außerdem verdeutlichen drei Beispiele (Stadtentwicklung, Sonntagsöffnungen sowie Share Deals), zu welchen Schlussfolgerungen die in dem Buch „Kirchliches Vermögen unter christlichem Anspruch“ grundgelegte Ethik der Mitverantwortung bei Investments in innerstädtische Gewerbeimmobilien kommen kann, wenn sie über die Systematisierung einschlägiger kirchenamtlicher Aussagen hinausgeht und konkrete ethische Herausforderungen dieses Investments untersucht.