Zukunftsfähige Altenpflege. Sozialethische Reflexionen zu Bedeutung und Organisation personenbezogener Dienstleistungen

Bearbeitung: Jonas Hagedorn

Leitung: Jonas Hagedorn , Bernhard Emunds

Gefördert durch: Deutsche Forschungsgemeinschaft

Laufzeit: 2020 - 2022

Das Projekt knüpft an Ergebnisse des vom NBI und ICS durchgeführten DFG-finanzierten Projekts „Pflegearbeit im Privathaushalt – eine Frage der Anerkennung“ zu strukturellen Bedingungen der Pflegearbeit von Angehörigen, migrantischen Care-Arbeiterinnen (Live-Ins) und ambulanten Pflegekräften in privaten Haushalten an.

Die Zukunft der Pflege wird gegenwärtig in zweierlei Hinsicht thematisiert. Erstens wird gefragt, wie die Versorgung bei einem Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen sichergestellt werden kann, wenn gleichzeitig familiale Pflegepotenziale abnehmen und die Arbeitskräfteknappheit im Pflegesektor weiter steigt. Dabei kommen vermehrt ehrenamtliche Pflegepotenziale, die in quartiersnahen, nachbarschaftlichen Settings vermutet werden, aber auch digitale Unterstützungsangebote in den Blick. Zum Teil wird die Hoffnung geäußert, durch innovative „Pflegemix-Arrangements“ (Aufhebung der Sektorengrenze; Ehrenamt-Profi-Technik-Mix) könnten viele Pflegesettings vorerst im häuslichen Bereich erhalten bleiben. Dieses Ziel verfolgen diverse Praxis-Initiativen, zu denen es erst vereinzelt wissenschaftliche Begleitforschung gibt. Zweitens wird grundsätzlicher gefragt, wie die Sozialwirtschaft und hier besonders die personenbezogenen Dienstleistungen der Altenpflege organisiert werden können, damit die ambulanten und (teil-)stationären Angebote professioneller Altenpflege aus Sicht der Pflegebedürftigen attraktiv erscheinen und aus Sicht der Erwerbstätigen als Arbeitsfelder gelten können, in denen nicht nur die „Arbeit am Menschen“ sinnvoll erscheint, sondern auch attraktive Arbeitsbedingungen einen Verbleib in der Altenpflege bis zur Verrentung wahrscheinlich machen.

Ziel des sozialethischen Forschungsprojekts ist es, ausgehend von den notorischen Defiziten und Problemanzeigen im System der Altenpflege zu klären, wie künftig personenbezogene Dienstleistungen organisiert werden sollen, um quantitativ zureichende und qualitativ hochwertige Pflege(leistungen) sowie gerechte Arbeitsverhältnisse für die Dienstleister*innen zu garantieren. Formen und Modelle der personellen und institutionellen Kooperation unter Einbezug der Möglichkeiten technischer Assistenz/Sensorik (Digitalisierung) und ihre nachhaltige soziale Absicherung im Pflegesystem werden durch Literaturstudien, Dokumentenanalysen und qualitativ-empirische Untersuchungen anhand von Erfahrungen und Beispielen in Deutschland, Dänemark und der Schweiz erhoben und auf anerkennungstheoretischer Grundlage ethisch bewertet. Auf Basis der Ergebnisse werden „Verfassungsregeln für eine sorgende Gesellschaft“ und eine sozialethische Kriteriologie für die Organisation von personenbezogenen Dienstleistungen der Altenpflege ausgearbeitet.

Projektleitung:

Prof. Dr. Bernhard Emunds (Hochschule Sankt Georgen Frankfurt/Main, Nell-Breuning-Institut)
Dr. Jonas Hagedorn (Hochschule Sankt Georgen Frankfurt/Main, Nell-Breuning-Institut)
Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins (ICS Münster)
Dr. Eva Hänselmann M.A. (ICS Münster)

Projektbearbeitung am NBI:

Dr. Jonas Hagedorn (Hochschule Sankt Georgen Frankfurt/Main, Nell-Breuning-Institut)

Publikationen im Rahmen des Projekts (Auswahl):

Emunds, Bernhard; Hagedorn, Jonas; Hänselmann, Eva und Heimbach-Steins, Marianne (2022): Doppelte Personenzentrierung – Leitidee für den Leistungsmix in der häuslichen Versorgung, Frankfurter Arbeitspapiere zur gesellschaftsethischen und sozialwissenschaftlichen Forschung, Nr. 80; zugleich: Sozialethische Arbeitspapiere des ICS 17, Frankfurt am Main/Münster in Westfalen: Nell-Breuning-Institut/Institut für Christliche Sozialwissenschaften. Hier online abrufbar.

Emunds, Bernhard; Hagedorn, Jonas; Heimbach-Steins, Marianne; Quaing, Lea (2022): Häusliche Pflegearbeit gerecht organisieren. Weinheim/Basel: Beltz Juventa (Arbeitsgesellschaft im Wandel).  

Hagedorn, Jonas (2022): Subsidiarität. Sozialethische Erwägungen zu einem sozialpolitischen Zuständigkeitsprinzip am Beispiel der Pflegearbeit. In: Jahrbuch Sozialer Protestantismus 2020/21, Band 13: Zeitpolitik. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt GmbH, S. 151–200.

Hagedorn, Jonas (2022): Formal and informal care work, in: Irmi Seidl und Angelika Zahrnt (eds.): PostGrowth Work. Employment and Meaningful Activities within Planetary Boundaries. London/New York: Routledge. (Übersetzung meines Artikels: Formelle   und informelle Sorgearbeit), 107-121.

Emunds, Bernhard; Hagedorn, Jonas; Hänselmann, Eva; Heimbach-Steins, Marianne (Hg.) (2021): Pflegearbeit im Privathaushalt. Sozialethische Analysen, in: Gesellschaft – Ethik – Religion, Bd. 18, Paderborn: Brill/Ferdinand Schöningh.

Emunds, Bernhard; Hagedorn, Jonas (2020): Das Trilemma der Pflege. Zu Zielkonflikten und Unzulänglichkeiten verbreiteter pflegepolitischer Strategien. In: Amos International, Jg. 14 (H. 2), S. 3–10. Hier kostenpflichtig abrufbar.

Alle Veröffentlichungen finden Sie hier.

Weitere Informationen in der Forschungsdatenbank des DFG.

Weitere Informationen zur Projektgestaltung am ICS: